Nach Abschluss der Kampagne (rund 20-22 Stunden) und einigen Stunden im Multiplayer hier mal mein abschließendes Fazit zu Halo Infinite.
Was hat mir gefallen? Halo Infinite macht einiges richtig: Das Gameplay und Waffenhandling ist besser als je zuvor, die zusätzlichen Fähigkeiten fügen sich gut in das Spielerlebnis ein. Gerade der Greifhaken ist meiner Meinung nach das Non-Plus-Ultra und die beste Neuerung im Vergleich zu den Vorgängern. Vermissen werde ich nur etwas die standardmäßige Dash-Funktion und auch die Ramm-Attacke aus Halo 5: Guardians. Dadurch fühlt sich das ganze Gameplay in Infinite etwas langsamer an - störend ist es in meinen Augen durch den besagten, neuen Greifhaken aber nicht.
Ein Highlight für mich sind auch die Bosskämpfe, die im Laufe der Hauptstory nach und nach auftauchen. Gerade auf "Heldenhaft" (auf dem Schwierigkeitsgrad habe ich gespielt) braucht man stellenweise mehrere Anläufe, bis man den besten Weg gefunden hat, die Gegner zu erledigen.
Gameplay-technisch ist Halo Infinite sogar mit der beste Shooter, den ich je gespielt habe - auf einem Level mit Halo 5: Guardians und Titanfall 2. Auch die Soundkulisse ist einfach nur fantastisch. Seien es der Soundtrack von Gareth Coker, Joel Corelitz und Curtis Schweitzer, die Waffensounds oder die deutsche Synchronisation - alles sehr stimmig und wirklich sehr gut umgesetzt. Auch das Artdesign und die Cutscenes sind fantastisch.
ABER: Bei Allem abseits davon macht 343i mit Halo Infinite sehr viel falsch - und in meinen Augen auch Rückschritte zu den Vorgängern. Erstens ist die wohl größte Schwäche die absolut generische und leblose Open World - mit belanglosen Nebenaufgaben und Sammelgegenständen, die in meinen Augen nur dazu gedacht sind, die Spielzeit künstlich in die Länge zu strecken. Ich war damals schon skeptisch, als davon gesprochen wurde, dass Infinite die größte und länge Story bieten würde - einen hohen Preis hat 343i leider dafür gezahlt.
Zweitens ist das Leveldesign eine große Schwäche. Eigentlich ist man in drei Vierteln der Story in immer den selben Copy-and-Paste-Korridoren und -Basen unterwegs. Keine wirklichen Alleinstellungsmerkmale - irgendwann fühlt man sich da wirklich veralbert. Drittens fehlten mir die wirklichen Wow-Momente. Hatte keinen einzigen Gänsehaut-Moment und teilweise Schwierigkeiten, der Story zu verfolgen, da das Storytelling von 343i mal wieder sehr wirr und wenig auf ein bestimmtes Ziel hin ausgerichtet ist - obwohl ich die ganze Halo-Serie durchgespielt habe. Viertens fehlte mir der ganze Gameplay-Flow, für den Halo eigentlich bekannt ist. Wie im GameStar-Review-Video erwähnt, wurde einem nie automatisch Unterstützung in einer Mission gerufen oder auch mal ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt. Fahrzeugsequenzen gab's ebenfalls fast gar nicht. Nur in einer einzigen Mission im letzten Drittel wurde einem mal ein Scorpion und ein Wraith bereitgestellt. Fünftens schließlich finde ich es für Halo ein Unding, zum Release keinen Koop-Modus anzubieten. Über ein halbes Jahr Verspätung sind einfach nur enttäuschend.
Was ich auch nicht verstehe: Mit Halo Infinite hat sich 343i wohl endgültig wieder von den Prometheanern verabschiedet. Für mich waren sie eines der Highlights vom Vorgänger. Mir fehlte in Infinite die Abwechslung, was Gegner angeht. Immer die gleichen Banished bzw. Allianzler ist auf Dauer ermüdend. Kleinere Schwächen sind u. a. noch viele Pop-Ins (wenn Fahrzeug genutzt wird), matschige Texturen und fehlende Lichteffekte sowie die Tatsache, dass man Missionen nicht von vorne starten kann und für verpasste Collectibles ein komplett neues Spiel anfangen muss.
Nun noch einige Worte zum Multiplayer: Ja, er ist F2P und er kann sehr viel Laune machen. Aber nach 6 Jahren Entwicklungszeit kann man meiner Meinung nach deutlich mehr erwarten. Er wirkt sehr unfertig, es gibt nur Arena und kein Warzone oder Firefight, nur wenige Waffen und Maps, keine Playlists für festgelegte Spielmodi und der Battle Pass ist mit dem momentanen Fortschrittssystem bis jetzt nur wenig motivierend. Ich gehe aber mal davon aus, dass da in Zukunft noch viele Content-Updates und Patches kommen, die einige der genannten Probleme beheben.
Fazit: Grandioses Gameplay und fantastische Soundkulisse, abseits davon aber oft nur Mittelmaß mit teilweise merkwürdigen Gamedesign-Entscheidungen der Entwickler sowie eine belanglose und langweilige Open World ohne Mehrwert und fehlende Features. Insgesamt also bestimmt kein schlechtes Spiel, verliert sich Halo Infinite aber oft in Beliebigkeit und zwischenzeitlich auch noch viele Stärken der Vorgänger. Für eines der budgetmäßig teuersten Spiele aller Zeiten sieht Halo Infinite an einigen Stellen für mich nicht aus. >> 74%