Obsidian Entertainment: Enthüllt eingestampftes Riesenprojekt "Stormlands" für Xbox One
Eigentlich wollte Obsidian der Xbox One mit einem gewaltigen Exklusivtitel zum Konsolenstart auf die Sprünge helfen - doch daraus wurde nichts: Eurogamer.net hat in einer ausführlichen Reportage das eingestellte Spiel Stormlands enthüllt - und liefert nach Gesprächen mit Beteiligten wie Obsidians Mitbesitzer und CEO Feargus Urquhart einige Infos zum Titel, der von Microsoft in Auftrag gegeben wurde. Dabei hätte es sich um ein Action-Rollenspiel im Stil von The Witcher aus der Third-Person-Perspektive gehandelt - in einem Land "voller wilder Stürme", mit arabisch angehauchter Musik und einer ähnlichen Atmosphäre wie in Prince of Persia.
"Der Kampf war super-actionlastig", so Urquhart. Ein Unterschied sei gewesen, dass man in Stormlands auch einen von mehreren "Companions" ins Gefecht einbezogen hätte, um z.B. Kombo-Attacken abzufackeln. Der Titel habe allerdings sehr vieles neu machen und viele von Microsofts Ideen umsetzen sollen - eine Ambition, welche das Projekt schließlich zum Scheitern gebracht habe. Die Grundidee habe noch aus der Zeit gestammt, als Microsoft mit dem ursprünglichen Konzept der Xbox One per Cloud-Unterstützung die komplette Branche auf den Kopf stellen wollte - und dementsprechend mit großen Budgets auf die Suche nach Projekten ging. "Der Deal war der größte Vertrag, den wir je unterschrieben haben", so Urquhart. Einer dieser von Microsoft vorgeschlagenen Träume für das Spiel sei der "Millionen-Mann-Raid" gewesen, berichtet er:
"Konzeptionell kam von Microsoft folgende Idee: Stell dir vor, du spielst The Witcher, vielleicht mit einem Freund. Was passiert, wenn an manchen Zeitpunkten eine gigantische Kreatur erscheint, die du in der Distanz erkennen kannst, und sie erscheint nicht nur, während du spielst. Sie erscheint für alle, die spielen. Ihr alle startet einen Rush zu diesem Gegner und es gibt diesen Nebel um ihn herum, und während ihr alle auf ihn zustürmt, teilt euch das Matchmaking in 40-Mann-Raids ein, in denen die Kreatur bekämpft wird."
Danach hätte die Cloud automatisch für jeden einzelnen Spieler eine Art Highlight-Video mit den auf ihn fokussierten Höhepunkten des Raids produzieren sollen. Eine wachsende Zahl solcher knifflig umzusetzender Vorschläge von Microsofts Seite hätten Obsidian immer mehr unter Druck gesetzt, zumal sogar ein Start-Titel für die neue Konsole erwartet wurde. In Jason Schreiers neuem Buch "Sweat and Pixels" sei z.B. von Kinect-unterstütztem Feilschen die Rede.
Ein weiteres Problem sei gewesen, dass es die Unreal Engine 4 noch nicht für die Xbox One gab und man technisch quasi zwischen den Stühlen saß. Man hätte viel Energie in die Portierung von der Unreal Engine 3 oder die Erweiterung einer eigenen Engine stecken müssen. Die gegenüber Eurogamer gezeigte Demo entstand übrigens mit der Engine von Dungeon Siege 3 und lief auf der Xbox 360. Im März 2012 habe Microsoft schließlich per Anruf das Projekt beerdigt, was den Entwickler in die problematische Lage versetzt habe, schnell neue Projekte an Land zu ziehen.
Das bereits entwickelte Material zu Stormlands habe man mehrmals erfolglos für Pitches anderer Titel umgebaut, bis es letztendlich zu Paradox' Spiel Tyranny wurde. Mehrere Infos und Bilder aus Stormlands, seine turbulente Entstehungsgeschichte und die Hintergründe gibt es im Artikel von Eurogamer.
Quelle: Eurogamer.net